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Wieviel Gewicht kann mein Pferd tragen?

Bin ich zu schwer für mein Pferd?

Eine der häufigsten Fragen, die mir gestellt wird, lautet: Wie viel Kilogramm kann oder darf ein Pferd tragen? Oft bekomme ich dabei auch Beschreibungen von Pferden mit offensichtlichen Rückenproblemen, wie einem durchhängenden Rücken. Ob es in solchen Fällen überhaupt richtig ist, sich auf das Pferd zu setzen?

 

Im Internet finden sich viele pauschale Angaben zur Belastbarkeit von Pferden, meist in Form von Prozentsätzen des Körpergewichts. Auch ich habe mich damals, als ich mein Pony gekauft habe, an solchen Richtwerten orientiert – leider ohne einige wichtige Aspekte zu berücksichtigen.

Ich erinnere mich noch gut an eine Bekannte, die mir erzählte, sie habe 5 Kilogramm zugenommen und wolle ihr Pferd nun nicht mehr reiten. Solche Überlegungen sind typisch für das Thema "Gewicht und Reiten", doch sie greifen oft zu kurz. Daher möchte ich in diesem Artikel aus meinen eigenen Erfahrungen berichten – und aus den Fehlern, die ich gemacht habe, damit du und dein Pferd es besser machen könnt.

 

 

Die größten Fehler beim Thema "Gewicht und Pferd"

Einer der gravierendsten Fehler, die ich gemacht habe, war, zu schwere Reiter auf untrainierte Pferde zu setzen. Besonders problematisch ist es, wenn das Pferd bereits rückenempfindlich ist oder sogar unter Erkrankungen wie dem "Kissing Spines Syndrom" leidet – ohne dass dies bekannt ist.

Gerade Ponys sind oft betroffen. Während bei kleinen Shetlandponys meist klar ist, dass sie nicht zu schwer belastet werden sollten, sieht es bei etwas größeren Ponys anders aus. Viele Menschen kaufen ein Pony für ihr Kind in einer Größenordnung von 1,20 bis 1,49 Metern, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob das Pony wirklich ausreichend trainiert wurde. Meistens wurde es nur eingeritten, ein wenig "vorwärts-abwärts" gearbeitet, vielleicht noch Schulterherein – aber das reicht nicht aus, um es als tragfähiges Reitpferd bzw. Reitpony einzusetzen. 

 

Kann man das Gewicht pauschal berechnen?

Die kurze Antwort: Nein. Es reicht nicht aus, das maximale Gewicht des Reiters einfach als Prozentsatz des Pferdegewichts zu berechnen. Entscheidend ist der Rücken des Pferdes: Je besser dieser bemuskelt ist, desto mehr Gewicht kann das Pferd tragen.

Natürlich würde ich mein Exmoor-Pony mit seiner verbesserten Oberlinie und gutem Training nicht mit 60 Kilogramm belasten – schon gar nicht, weil ich weiß, dass es eine Vorschädigung im Kreuzdarmbeingelenk hat. Deshalb sollte man sich immer erst eine andere Frage stellen: Woran erkenne ich, ob ein Pferd überhaupt ein Gewichtsträger ist? Drehen wir die Frage erst einmal um: 

 

Welche Pferde sind keine Gewichtsträger?

Durch mein Studium der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) beziehungsweise der TCVM habe ich gelernt, dass Pferde mit einem dünnen Schweif und einer dünnen Mähne oft eine Schwäche im Funktionskreis Niere haben. Dies wirkt sich auf die Knochenstärke aus, was auch die Wirbelsäule miteinbezieht. Wenn das Pferd diese Schwäche nicht durch ausreichend Muskulatur kompensieren kann, ist es nicht als Gewichtsträger geeignet.

Wenn du ein solches Pferd kaufen oder trainieren willst, musst du bereit sein, systematisch Muskulatur aufzubauen – sowohl durch Bodenarbeit als auch unter dem Sattel. Je nach Alter und Ausgangszustand des Pferdes kann das mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern, bis du spürbare Fortschritte siehst.

 

Wie erkenne ich ein tragfähiges Pferd?

Auf gar keinen Fall an der Beschreibung durch seinen Besitzer. Wenn ich dieses Foto sehe, könnte ich noch immer heulen.

 

Aber ich wurde auch schon von jungen Frauen kontaktiert, die auf der Suche nach einer Reitbeteiligung auf Pferde gestoßen sind, die offensichtliche Schwächen im Rücken hatten und die Besitzer ihnen versichern wollten, dass das Pferd kein Problem habe, geritten zu werden. 

 

Auf youtube findet man Videos, in denen gezeigt wird, wie man durch Horsemanship Training die Pferde dazu bringt, beim Aufstehen stillzustehen. Schaut man sich die Oberline an, erkennt man sofort, dass das Pferd durch sein nicht-Stillstehen eigentlich sagen möchte: Trainiere mich bitte erst vom Boden, bis du mich reitest. 

 

Um jetzt wirklich mal ein Foto eines gut gerittenen Pferdes mit entsprechender Rücken- und Bauch-muskulatur zu sehen, habe ich nachfolgend einen Link gesetzt zu der Website von dem Vicomte Simon Cocozza, dessen Methode ich in mein Training und Coaching integriert habe. Abgesehen von der Verbesserung der Tragekraft des Pferdes, habe ich festgestellt, dass die Pferde unglaublich ausgeglichen werden, so dass ich damit auch einen Onlinekurs erstellt habe, um jedem zu helfen, sein Pferd entsprechend zu trainieren. 

 

 Falls dein Pferd von seiner Oberlinie her gut aussieht, eine kräftige Mähne und einen gut ausgeprägten Schweif hat, kannst du einen einfachen Test machen: den Bauchheber. Reagiert das Pferd darauf gut und hebt den Rücken ohne Probleme an? Dann hast du fast schon einen Hauptgewinn. Jetzt musst du nur noch darauf achten, dass du einen gut passenden Sattel hast, der das Gewicht optimal verteilt

Fazit

Die Frage, wie viel Gewicht ein Pferd tragen kann, lässt sich nicht pauschal beantworten. Stattdessen sollte man sich immer das einzelne Pferd genau anschauen: Ist der Rücken stabil? Hat das Pferd ausreichend Muskulatur? Gibt es bestehende gesundheitliche Probleme? Nur wenn diese Faktoren berücksichtigt werden, kann man eine fundierte Entscheidung treffen, ob und wie viel ein Pferd tragen kann.

Mit dem richtigen Training und einem durchdachten Muskelaufbau kann man die Tragfähigkeit eines Pferdes verbessern – doch das erfordert Zeit, Geduld und ein gutes Auge für die Bedürfnisse des Pferdes.

 

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