Ich weiß, mein Mensch gibt mir Freiheiten. Und er weiß, dass unser Gehirn - genauso wie das der Menschen auch - ausgelegt ist auf Kooperation.
Natürlich hat das etwas damit zu tun, inwieweit unsere Grundbedürfnisse erfüllt sind. Wenn unsere Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind, ist die Bereitschaft zu kooperieren verständlicherweise geringer. Und doch: Heute morgen hat sich mein Kumpel Pony Lucki auf dem gemeinsamen Weg vom Stall zum Paddock losgerissen. Er trabte schnurstracks zum nächsten Grasbüschel. Der Hunger und die Gier auf frisches Gras voller Fruktan (eine Art Zucker) waren wohl übermächtig. Mein Mensch ist dann erstmal mit mir und der Heutüte in Ruhe zum Paddock gegangen. Ich wurde für meine Kooperation mit Luzerne belohnt. Vielleicht bin ich kooperativer als andere Pferde. Manche Menschen denken, wir Pferde kooperieren, weil wir so dumm sind. Tatsächlich ist sich nicht jedes Pferd seiner Stärke und Größe bewusst. Ich schon. Wenn ich nicht will oder Stress habe, dann mache ich was ich will. So wie Lucki. In der Vergangenheit wurde unser Mensch wütend. Und hat dann dominante Taktiken eingesetzt. Das hat uns manchmal eingeschüchtert und wir waren dann brav. Aber wenn wir uns ungerecht behandelt fühlten, wurden wir erst recht störrisch und sind dann zusammen abgehauen. Mittlerweile hat unser Mensch verstanden, dass es auch anders geht. Als ich versorgt war ist er zu Lucki hingelaufen und hat ihn freundlich gerufen. Und Lucki hat sich in Bewegung gesetzt und ist angaloppiert. Er bekam dann natürlich auch eine Belohnung. Man merkt ihm an, er findet diese kleinen Freiheiten toll und weiß sie zu schätzen. Pauschalrezepte gibt es bei diesem Thema, wie jede gute Führungskraft weiß, aber nicht. Jedes Pferd, jeder Mitarbeiter, jedes Kind ist einzigartig. Deshalb folge auch hier deiner Intuition.