1. Beobachte dein Pferd
Ich weiß, das tust du schon, aber lies trotzdem weiter, denn vielleicht findest du in diesem Blog noch das eine Puzzlestückchen das dir fehlt, um das Verhalten deines Pferdes richtig einzuordnen.
Zuerst ist es wichtig zu beobachten mit dem Herz am richtigen Fleck. Ich stelle immer wieder fest, dass es als Reiter viel leichter ist, Hilfszügel oder Horsemanship-Praktiken einzusetzen, als sich mit der Thematik zu befassen:
Mein Pferd ist widersätzlich, weil es Schmerzen hat.
Auch ich habe es getan ... Ein gutes Gefühl hatte ich dabei nie, selbst wenn der Tierarzt oder Reitlehrer grünes Licht gegeben haben. Erst durch Hidalgo habe ich das, worüber ich jetzt schreibe, gelernt. Aufgerüttelt haben mich aber auch die Worte von dem berühmten Pferdetrainer Mark Rashid über die Kooperationsbereitschaft von Pferden. Wahrscheinlich gibt es kein lebendiges Wesen unter der Sonne, das vom Grundsatz so kooperativ ist wie das Pferd.
Wenn dein Pferd also beim Aufsteigen nicht stehenbleibt, denke nicht, dass es dich veräppelt - lies erstmal weiter bzw. beobachte dein Pferd genau. Hier ein paar Körpersignale wie Pferde Schmerzen zeigen können:
- Nüstern: Geblähte oder hochgezogene Nüstern - geblähte Nüstern beim Pferd können auf erschwerte Atmung nicht nur
aufgrund von Lungenkrankheiten sondern auch aufgrund chronischer Schmerzen im Bewegungsapparat hin-
deuten.
- Maul: Beim Reiten zeigen Pferde sehr oft ihr Unwohlsein im Maul, einer der Gründe warum ich Reiten mit Gebiss
bevorzuge (aber immer ohne Sperrriemen!). Zähneknirschen, Zähneklappern, Zunge rausstrecken, Festbeissen
sind häufige Zeichen für Unwohlsein und Schmerzen.
- Augen: In einem Video der Pferdephysiotherapie Hof Eichengrund gut zu sehen: Wenn Pferde in bestimmten Situationen,
wie hier das Satteln, so mit den Augen rollen und das Weisse in den Augen haben. Andere Pferde haben "nur"
dunkle, glänzige Augen. Bei anderen wiederum fällt der in sich gekehrte Blick auf.
Weitere Anzeichen für Schmerzen beim Pferd, die jeder Pferdebesitzer beobachten kann, findet ihr in meinen Blogs über Rückenschmerzen beim Pferd erkennen und Lahmheiten beim Pferd.
2. Lahmheitsuntersuchung durch den Tierarzt
Hier wird das Pferd auf gerader Strecke erst im Schritt und dann im Trab vorgeführt. Dann auf gebogener Linie an der Longe ebenfalls im Schritt und Trab.
Ein erfahrener Tierarzt erkennt feine Lahmheitszeichen und kann daraus heraus weitere Diagnosemöglichkeiten anschließen wie Beugeproben und diagnostische Anästhesie. Zum Beispiel lahmt das Pferd vorne rechts. Es ist keine Schwellung oder Hitze erkennbar bzw. fühlbar. Nun betäubt der Tierarzt örtlich an einer Stelle z. B. den Fesselträger. Läuft das Pferd anschließend lahmfrei, ist die Diagnose eindeutig.
Ist die Diagnose nicht eindeutig, dann plädiere ich aufgrund meiner Erfahrungen der vergangenen 20 Jahre und
der Doktorarbeit von Mathilda Holmes grundsätzlich dafür, den Pferderücken röntgen zu lassen. Bitte lass dich davon
nicht abbringen, auch wenn der Tierarzt den Rücken abgetastet hat und nichts gefunden hat. Mit diesem Pferd war
ich in 2 namhaften Tierkliniken, beide meinten, mein Pferd hätte nichts am Rücken, obwohl es offensichtlich war:
Dieser wunderschöne Wallach, väterlicherseits aus einer Landgraf-Linie und mütterlicherseits Grannus, wurde als Jährling von einem Ast durchbohrt. Da er beim Anreiten unproblematisch war, wurde er mir mit Ankaufsuntersuchung durch eine namhafte Klinik verkauft. Damals hatte ich noch keine Ahnung von der oberen Verspannung und der Tatsache, dass ein Pferd den Reiter mit einer Konstruktion aus Bändern, Sehnen und Muskeln trägt.
Im dritten Anlauf wurde dann ein Röntgenbild erstellt, wo die gebrochenen Dornfortsätze sichtbar wurden. Aber auch dann konnte mir einer der erfahrensten Tierärzte Deutschlands in puncto Rücken, keine eindeutige Information geben. Erst als ich das Buch "Der Reiter formt das Pferd" las, wurde mir klar, dass dieses Pferd niemals mit gutem Gewissen geritten werden konnte.
3. Blutuntersuchung
Zeigt ein Pferd Leistungsabfall oder Widersätzlchkeit kann man verschiedene Blutuntersuchungen machen, u.a.:
Entzündungs-Screen: Hier wird SAA, Albumin, Globulin und das große Blutbild untersucht, um Entzündungsprozesse im Körper des Pferdes festzustellen.
Weitere Screens sind Knochen-, Muskel-, Leber-, Nieren-Screens.
4. Schmerzen beim Pferd erkennen mit Hilfe der TCVM
In der traditionellen chinesischen Veterinärmedizin gibt es sogenannte diagnostische Akupunkturpunkte. Diese Akupunkturpunkte werden in der Regel bei einer Akupunkturbehandlung überprüft. Gleichzeitig kann sie jeder, der die Punkte und ihre Lage am Körper des Pferdes kennt, testen, um mehr Aufschluss über den Zustand des jeweiligen Pferdes zu bekommen bzw. festzustellen ob und wo es dem Pferd weh tut.
Hier siehst du eine Übersicht der diagnostischen Akupunkturpunkte, bei Verdacht auf chronisches oder akutes Magengeschwür beim Pferd. Mehr Informationen und Bilder kannst du bei mir gegen einen Obulus von €3 bekommen. Bitte nutze dafür mein Kontaktformular.
Mehr Informationen zum Magengeschwür beim Pferd findest du in Kürze in meinem gleichnamigen Blog.
5. Tierkommunikation und Pferde
Vor 2 Jahren saß ich beim Geburtstag einer Freundin und eine Frau erzählte von ihren Fähigkeiten Tiere zu verstehen. Nicht nur aufgrund meiner Tierheilpraktikerausbildung war ich immer sehr skeptisch gegenüber diesen Behauptungen. Aber zu dem Zeitpunkt war ich mit meinem Latein bei Hidalgo am Ende, der immer wieder durchgedreht war. Sie bot an vorbei zu kommen. Als wir zu Hidalgo auf den Paddock gingen, stellte er sich sofort zwischen uns und sie erklärte mir, dass ich mit ihm strenger sein müsste. Zu seinen körperlichen Beschwerden konnte sie mir, wie schon viele Tierärzte und Therapeuten vor ihr, nichts sagen. In meiner Verzweiflung wanderte ich kurz danach zur Tierklinik Kerken,, wo Dr. Hülsey endlich die Ursachen fand. Dazu mehr hier ….
Somit war jedoch das Thema Tierkommunikation erstmal für mich abgehackt. Bis ich ein Jahr später zufällig einen Podcast mit Anna Breytenbach hörte. Sie lebt in Südafrika und reist durch die ganze Welt, wo sie zwischen Menschen und Tieren vermittelt und die Interspezies-Kommunikation lehrt. Es gibt eine spektakuläre Doku, in der sie mit einem schwarzen Leoparden und Pavianen kommuniziert.
Ich war fasziniert und habe alles gelesen, gesehen und gehört, was ich über Anna Breytenbach finden konnte.
In einem anderen Podcast gibt sie einem Tierarzt aus Australien, der erzählt, wie schwierig es manchmal für Tierärzte sein kann, die Ursache der Schmerzen zu finden, den folgenden Tipp:
Kommuniziere dem Pferd „zeig mir deinen Körper auf meinem Körper“. Zum Beispiel bekommt man dann plötzlich ein Signal im Knie. Man muss aber keine Angst haben, dass das zu massiv ist, es ist abgeschwächter, als das was das Pferd erlebt. Pferde mit Stoffwechselproblemen zeigen diffuse Schmerzen, die im ganzen Körper verteilt sein können, z. B. wie Gliederschmerzen vor einer Grippe.
Bevor du das tust, lerne empathisch zu sein. Nicht jeder Mensch ist dazu fähig. Aber diese Art der Kommunikation mit einem Pferd funktioniert nur, wenn wir wirklich bereit sind, in das Pferd hinein zu fühlen und mitzufühlen.
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